Digitale Transformation bei Hellmann: Exklusive Einblicke in die Digitalisierung eines globalen Logistik Unternehmens

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Intro

Etribes CEO Fabian J. Fischer und Digitalexperte Joel Kaczmarek sprechen im digital kompakt Podcast mit erfolgreichen Entscheider:innen über die Digitale Transformation ihres Geschäfts – direkt aus der Praxis, mit vielerlei konkreten Erfahrungswerten, Learnings und echten Beispielen. Der heutige Interviewgast ist Logistiker mit Leib und Seele: Stefan Borggreve, Chief Digital Officer bei Hellmann Worldwide Logistics. Zusammen mit Fabian J. Fischer und Joel Kaczmarek blickt er auf eine erfolgreiche Firmengeschichte zurück und spricht über eine der bisher größten Herausforderungen: Die digitale Transformation!

In dieser Episode erfährst du, wie es zur digitalen Transformation bei Hellmann Worldwide Logistics kam, mit welchen Herausforderungen sie dabei konfrontiert waren und wie Etribes das bestehende Digital-Team dabei unterstützt hat, diese zu überwinden. Außerdem teilt Stefan inspirierende Einblicke und umsetzbare Tipps mit der Community.

Strategie
Innovation

11. Juli 2023 / Etribes x digital kompakt

Über Hellmann Worldwide Logistics

Hellmann Worldwide Logistics erwirtschaftet etwa 5 Milliarden Euro Jahresumsatz und ist ein wahres Urgestein in der deutschen Logistiklandschaft. Das 1871 in Osnabrück gegründete Unternehmen fungiert in erster Linie als Orchestrator oder Broker von Dienstleistungen. Obwohl sie auch eigene Ressourcen wie Fuhrparks und Lagerhallen besitzen, liegt der Hauptfokus auf der Vermittlung von Logistikservices.

Jeder, der bereits mit dem Hellmann Team arbeiten durfte, weiß, dass sie eine äußerst kooperative Kultur pflegen und hart daran gearbeitet haben, den Mut und die Begeisterung für (digitalen) Wandel und Forschritt fest in den Köpfen aller Mitarbeiter zu verankern. Sie vereinen die Vorzüge eines traditionsgeführten Familienunternehmens mit langjähriger Markterfahrung und Verlässlichkeit sowie die Innovationen, die man sonst eher aus anderen Bereichen kennt. Dieser Mix bietet eine attraktive Nische und ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal.

Der Startschuss für die digitale Transformation

Digitale Transformation ist ein Projekt, das wahrscheinlich nie zu 100% abgeschlossen sein wird: Immer wieder ergeben sich neue Möglichkeiten der Effizienz- und Kundennutzensteigerung durch digitale Ansätze. Laut Stefan Borggreve, Hellmann CDO, ist der Begriff „digitale Transformation“ aus diesem Grund etwas schwierig, da es letztendlich eher ein kontinuierlicher Wandel als eine Weiterentwicklung auf Knopfdruck ist. Als Hellmann vor vier Jahren mit aktiven digitalen Initiativen startete, wurden drei große Schwerpunkte in der eigenen Transformation festgelegt:

Zunächst galt es, die vielen Kernsysteme und -themen anzugehen, also die operativen Kernprodukte neu und digital zu denken. Im zweiten Schritt ging es darum, die digitale Kundenerfahrung auf ein höheres Niveau zu bringen. Und als drittes wurde generell das Thema Innovation bearbeitet: Umfasst sind hier sowohl die eigenen Kern-Services als auch die Erkundung von verwandten Geschäftsmodellen, neuen Geschäftsmodellen und möglicherweise auch Ökosystemmodellen, die mit der Logistik vorangetrieben werden.

Zunächst fehlten dem Hellmann Team wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten, um sich digital weiter aufzurüsten. Das betraf z.B. die Bereiche UX-Design und Data Analytics. Die bestehende Digitaleinheit war bereits zum damaligen Zeitpunkt methodisch auf einem hervorranden Stand und verfolgte das Ziel, die Digitalisierung zum Kunden voranzutreiben und als komplett eigenständige Kernkompetenz im Unternehmen weiter zu fördern. Mit Etribes wurde externe Unterstützung dazugeholt, um die Fähigkeiten der Digitaleinheit auf ein neues Level zu heben und das Team zum Meistern der digitalen Kundenerwartungen zu befähigen.

“Am Anfang habe ich viel über Technologie nachgedacht. Doch am Ende besteht eine digitale Transformation zu 95 % aus den Menschen und wie wir miteinander arbeiten, interagieren und kollaborieren. Wenn ich das zu Beginn gewusst hätte, hätte ich noch früher mehr Augenmerk darauf gelegt.”

Stefan Borggreve, CDO Hellmann Worldwide Logistics

So gelang das Level-Up für Hellmanns Digitaleinheit

Bereits vor unserer Zusammenarbeit war allen Beteiligten klar, was die Digitalisierung für das Logistikunternehmen Hellmann bedeutet, welche Ziele sie verfolgen und welche Kundenerfahrung sie schaffen möchten. Etribes unterstützte vor allem darin, den Weg zur Zielerreichung zu definieren: Wie muss sich Hellmann intern aufstellen und organisieren? Wie soll die dedizierte Digital-Einheit zukünftig strukturiert sein? Welche Skills und Mitarbeiter werden benötigt? Wie sollte die Zusammenarbeit in dieser Digital-Einheit gestaltet sein, um die gesetzten Ziele zu erreichen?

Die Antworten auf diese Fragen nicht zu zu verschriftlichen, sondern auch wirklich in der Praxis umzusetzen, ist oft schwieriger und intensiver als zunächst erwartet. Hellmanns übergeordnetes Ziel war es, die Kundenerfahrung digitaler zu gestalten, indem sie tief in die Wertschöpfungskette eintauchen. Dies erforderte eine Veränderung des Operating Models, weg von traditionellen Organisationsstrukturen, in denen verschiedene Bereiche wie Vertrieb, Produkt und IT isoliert arbeiten, hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, bei dem alle digitalen Kernkompetenzen in einem fokussiert arbeitendem Team zusammengeführt werden. Bereits im Jahr 2019 wurde eine Digitaleinheit gegründet, um die digitale Transformation voranzutreiben und die Kompetenzen im Bereich der Kundeninteraktion zu bündeln. Diese Einheit umfasst Product Owner, UX Design, Data Analytics, Backend- und Frontend-Entwicklung sowie Logistik- und Digital-Expertise, die autonom zusammenarbeiten können.

Die Digital Unit soll also als ein eigenständig und effizient arbeitendes Team agieren, statt von anderen Abteilungen abhängig zu sein. Obwohl bereits Fortschritte im digitalen Bereich erzielt wurden, gibt es noch einige ungenutzte Potenziale, um die digitale und analoge Welt miteinander zu verbinden und eine reibungslose, nahtlose und ganzheitliche Kundenerfahrung über verschiedene Kanäle hinweg sicherzustellen. Das komplett überarbeitete Operating Model hat in Kombination mit unserer neu aufgebauten Tech- und Data Infrastruktur genau an dieser Stelle angesetzt und maßgeblich dazu beigetragen, die Digitaleinheit zum Erfüllen der steigenden digitalen Kundenerwartungen gerecht zu werden.

Hellmann setzt bei seinem Transformationsprozess von Anfang an auf Agilität. Diese wird aber nicht nur als reine Methodik angesehen, viel mehr als eine Denkweise, die ihnen dabei hilft, komplexe Themen anzugehen. Das Team der Digitaleinheit setzt sich Ziele und verfolgt Wertehypothesen, passt jedoch seinen Kurs flexibel an, wenn es unterwegs neue Erkenntnisse gewinnt. Agilität war daher eine grundlegende Voraussetzung und einer der wichtigsten Aspekte bei der Umstellung des Operating Models. Es ist entscheidend, dass man sich frühzeitig mit dem Kunden abstimmt und alles, was getan wird, entsprechend validiert, statt Entscheidungen nach Emotion und Bauchgefühl zu treffen.

Mehr zu unserem gemeinsamen Projekt erfährst du hier.

Welche Herausforderungen bringt eine digitale Transformation mit sich und wie löst man diese Schwierigkeiten?

Die erste große Herausforderung ist die Kommunikation. Zunächst einmal sollte mit allen Beteiligten darüber gesprochen werden, weshalb dieser Schritt zur digitalen Transformation vorgenommen wird. Hier greift die bereits beschriebene kooperative Unternehmenskultur bei Hellmann: Die unterschiedlichen Meinungen der Teammitglieder werden gleichermaßen gehört und berücksichtigt, was einen offenen Dialog und eine breite Perspektivenvielfalt fördert.

Das zweite wichtige Element ist die Umstellung der Organisation. Anfangs traten Widerstände auf, da manche Mitarbeiter möglicherweise andere Pläne hatten oder die Dinge anders umsetzen wollten. Es ist jedoch von großer Bedeutung, immer wieder zu betonen, warum dieser Weg gegangen wird und warum es sinnvoll ist, sich in einer Einheit zu konzentrieren, um Barrieren zwischen den Bereichen zu überwinden. Eine digitale Einheit, die tief in das Kerngeschäft eingreift, benötigt Unterstützung von verschiedenen Geschäftsbereichen. Daher müssen die betroffenen Abteilungen kontinuierlich mitgenommen und einbezogen werden.

Die größte Herausforderung besteht darin, sich in eine völlig andere Denkweise hineinzuversetzen. Unternehmen, die gewachsen sind, befinden sich normalerweise in einem etablierten Geschäftsmodell, in dem sie versuchen, das Bestehende etwas zu verbessern. Das kann man mit dem Prinzip der “Nagelfeile” vergleichen: Man “feilt” nur an der einen oder anderen Ecke, um bestimmte Dinge besser zu machen. Bei der digitalen Transformation geht es jedoch darum, Dinge auf völlig neue Weise anzugehen. Man benötigt also eher den Unternehmer, einen Innovator oder in anderen Worten einen „Schaufelbagger“, um Veränderungen von Grund auf voranzutreiben. Dies war eine der Hauptlektionen: Wie kann der Unternehmergeist in das Unternehmen zurückgebracht werden?

Daher ist nun innerhalb aller Geschäftsbereiche ein gewisses Maß an Unternehmergeist gefragt. Es ist nicht nur allein die Aufgabe des CDOs oder des Produktchefs, innovativ und revolutionär zu denken, Risiken einzugehen und neue Ideen zu verfolgen. Es erfordert Mut, auch Fehler einzuräumen und den Kurs anzupassen. Diese Denkweise sollte in allen Unternehmensbereichen verankert sein, um sich nicht nur auf bestehende Geschäftsmodelle zu verlassen. Sobald dies verankert ist, ist bereits ein großer Schritt getan, um zukünftigen Erfolg zu gewährleisten.

 

Key Learnings und abschließendes Fazit

Um sich erfolgreich zu transformieren und langfristig digitale Initiativen zu etablieren, ist es als Führungskraft essentiell, transparent für das einzustehen, was man tut. Man muss seinem Team die Überzeugung deutlich machen, dass man gemeinsam den richtigen Weg geht. Dieser Aufgabe im Weg steht, dass sich viele sich Kollegen über Jahre hinweg an ihre bestimmten Arbeitsweisen und Routinen gewöhnt haben und nun vor etwas komplett Neuem stehen. Es gibt keine vorgefertigten Lösungen, bei dem man einfach sagen kann: „Mach es so und es wird funktionieren.“ Es erfordert also viel Überzeugungskraft, immer wieder zu erklären, warum man bestimmte Dinge tut und welchen Wert man dabei schafft. Bei Hellmann wurde deshalb frühzeitig ein starkes Grundvertrauen bei jedem einzelnen Mitarbeiter verankert, auch im Vorstand, dass in die richtige Richtung gegangen wird.

Darüber hinaus sollte man ehrlich genug sein, um zuzuhören und anzuerkennen, wann Fehler auftreten und valides Feedback formuliert wird. Hellmann korrigiert kontinuierlich seinen Kurs, wenn es bessere als die bisherigen Erkenntnisse gibt. Dadurch rennen sie nicht einfach einer Idee hinterher, sondern gehen einen gut fundierten Schritt nach dem anderen und nehmen die einzelnen Teams gleichermaßen mit.

Im Allgemeinen müssen insbesondere traditionelle Unternehmen verstehen, ihren Wert regelmäßig kritisch zu hinterfragen. Zusätzlich müssen auch neue Disziplinen eingeführt und ein Verständnis dafür geschaffen werden, anders zu arbeiten. Es erfordert eine Kultur, in der es in Ordnung ist, Fehler zu machen, da sie zum Lernprozess gehören und letztendlich helfen, die wirtschaftliche Realität besser zu verstehen. Das ist natürlich ein Reifungsprozess, da besonders alteingesessene Unternehmen normalerweise dazu neigen, lange Pläne zu erstellen und diesen dann ohne Umwege zu folgen. Es ist wichtig, diesen Modus Operandi umzustellen, indem frühzeitig Fehler gemacht werden dürfen, um zu lernen, was funktioniert und was nicht.

Hast du zu dem Thema noch Fragen oder Ideen?

Quelle

Etribes CEO Fabian J. Fischer und Joel Kaczmarek, Digitalexperte & Gründer von digital kompakt, sprechen im digital kompakt Podcast regelmäßig über Themen rund um digitale Innovation und Transformation. Die Folge “Hellmann: Wie Digitalisierung die Logistik verändert” diente als primäre inhaltliche Quelle für diesen Blogbeitrag. Zitate aus der Podcast-Folge wurden aufgrund einer besseren Lesbarkeit im Blog leicht geglättet.