Das große Corporate Venture Building FAQ: Fragen und Tipps für das erste Verständnis

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Intro

Corporate Venture Building – Du hast dieses riesige Buzzword schon öfter mal gehört, aber weißt nicht genau, was man sich darunter vorstellen soll?

 

Mit diesem Corporate Venture Building FAQ (Teil 1 von 3) beantwortet dir das Etribes Venture Building Squad die meistgestellten Fragen rund um das Thema Venture Building. Bei weiteren Fragen zu diesem Blogbeitrag oder deinem konkreten Projekt, erreichst du uns am besten über das Kontaktformular unten auf der Seite.

Venture Building

29. November 2022 

Was ist Corporate Venture Building?

Im Corporate Venture Building geht es um den Aufbau neuer Geschäftsmodelle als eine Art Start-Up innerhalb eines Unternehmens. Dabei sind diese Geschäftsmodelle nicht an den Mutterkonzern gebunden, doch sie werden durch diesen mit finanziellen Mitteln unterstützt. Corporate Ventures erhöhen die Innovationskraft des Mutterkonzerns durch Start-up ähnliche Implementierungsgeschwindigkeit & strukturierte Risikominimierung.

Wieso ist Corporate Venture Building so relevant?

Dafür reisen wir zurück in die Vergangenheit. Denn in den späten 1950er Jahren betrug die Lebensdauer eines Unternehmens circa 60 Jahre. Im Gegensatz dazu soll die Lebensdauer in 2028 lediglich 15 Jahre betragen. Diese drastische Verkürzung hängt maßgeblich von der Fähigkeit ab, profitable Chancen für das eigene oder ein neues Geschäftsmodell zu erkennen.

 

Die Märkte entwickeln sich schneller denn je weiter, wodurch Erfolg durch Innovationen getrieben wird. Allerdings ist die Ausarbeitung und Integration neuer Geschäftsmodelle in bestehende Unternehmensprozesse schwer und kompliziert. Als Lösung bilden Unternehmen daher eigenständig agierende Venture Building Teams. Diese identifizieren neue Business Opportunities, validieren diese und führen sie schließlich zu einer neuen Einnahmequelle. Dabei werden verschiedene Methoden wie Design Thinking, Lean Startup oder agile Arbeitsmethoden verwendet.

 

Ein äußerst relevanter Aspekt ist dabei eine holistische Sicht auf alle Unternehmensbereiche, wie beispielsweise das Geschäftsmodell, das Operating Model, die Personalausstattung oder die Finanzen.

Inwiefern ist Venture Building die logische Reaktion auf die sogenannte VUCA-World?

Die Umstände, unter denen Unternehmen in Zeiten der Digitalisierung agieren müssen, sind ein weiterer Grund dafür, dass Corporate Venture Building an Relevanz gewinnt. Diese Umstände lassen sich am besten anhand der VUCA-Formel vereinfacht erklären:

Volatility

Der Status Quo verändert sich durch technologischen Fortschritt stetig. Was heute noch die beste Lösung zu sein scheint, kann morgen durch eine effizientere Entwicklung abgelöst werden.

Complexity

Die Marktsituation wird durch eine globalisierte und digitalisierte Welt zunehmend verstrickter. Sei es durch globale Kunden, globale Konkurrenten oder auch durch Veränderungen im eigenen Unternehmen.

Uncertainty

Es gibt inkohärente Muster und Trends, wie sich Märkte und Technologien entwickeln. Deshalb ist es schwierig, Faktoren zu benennen und vorauszusagen, die unsere Entscheidungen beeinflussen.

Ambiguity

Veränderungen im Markt können nicht immer einem einzelnen Grund zugeordnet werden. Vielmehr gewinnen Entwicklungen zunehmend an Mehrdeutigkeit.

Kann Corporate Venture Building in unserer VUCA-World also für Sicherheit sorgen?

Durchaus, denn dadurch, dass Corporate Ventures losgelöst von den Hierarchien des Unternehmens funktionieren, zeichnen sich diese durch agile Arbeitsweisen aus. Dadurch können sie die Unsicherheiten der VUCA Welt durch gewisse Strategien und digitale Maßnahmen umgehen und profitable Geschäftsmodelle für das Mutterunternehmen hervorbringen. Corporate Venture Building ist also der ideale Weg, um die Innovationskraft eines Unternehmens zu fördern und seine digitale Transformation voranzutreiben, um globalen Herausforderungen zu trotzen.

Welche Schritte sind nun notwendig, um Dein eigenes Corporate Venture zu starten?

#Phase 1

Ideenfindung

Ohne Idee kein Venture. Die Phase der Ideenfindung ist der Ausgangspunkt für jede Unternehmensgründung. Ziel ist es also, eine innovative Geschäftsidee zu finden und diese zu qualifizieren. In der Regel entsteht diese Idee aus einem Problem oder einer Schwachstelle, die im Mutterunternehmen identifiziert wurde. Sollte noch keine explizite Schwachstelle gefunden worden sein, kann auf verschiedene Techniken zur Ideengenerierung zurückgegriffen werden. Die darauf basierenden Ideen werden in einem Pitch zusammengefasst und den Sponsoren und Investoren des Unternehmens präsentiert, um sie von deren Wirtschaftlichkeit zu überzeugen.

 

Dieser Schritt dauert in der Regel ca. 3-4 Wochen. Der Fokus liegt hierbei auf Schreibtisch-Recherche, Kundenrecherche, sammeln von Expertenwissen und der Durchführung verschiedener Ideenfindungs- und Priorisierungsaktivitäten.

#Phase 2

Validierung

Glückwunsch, die lukrative Geschäftsidee steht und das Projekt kann nun in die Phase der Validierung überführen. Diese Phase besteht aus einem kontinuierlichen Lernprozess, welcher die Unsicherheiten des neuen Geschäftsmodells eliminieren soll. Dafür werden die Kernhypothesen hinsichtlich Bedarf, Rentabilität und Durchführbarkeit überprüft. Diese Validierung erfolgt in der Regel in drei Schritten:

 

  1. Exploration: Hier geht es darum, alle Aspekte deines Business Modells, wie z.B. Zielgruppe, Wettbewerber oder benötigte Technologie zu verstehen.
  2. Design: Es ist wichtig, lediglich die relevantesten Erkenntnisse herauszufiltern und diese zu einem neuen Geschäftsmodell zusammenzuführen. 
  3. Validate: Nun sollten Hypothesen für die Machbarkeit des neuen Geschäftsmodells hinsichtlich Bedarf, Rentabilität und Durchführbarkeit formuliert und Experimente und Kundengespräche durchgeführt werden, um die Hypothesen zu bestätigen oder zu widerlegen.

Die Validierungsphase ist ein iterativer Lernprozess. Unser Rat ist es, im ersten Durchlauf den Bedarf am Markt zu überprüfen, sodass die weiteren Aspekte des Business Plans direkt an die Kundenbedürfnisse angepasst sind. Dieser Schritt dauert in der Regel ca. 6-8 Wochen. Der Fokus liegt hierbei auf dem Ausarbeiten relevanter Aspekte des Business Models, dem Filtern relevanter Erkenntnisse, dem Aufstellen von Hypothesen und dem Überprüfen dieser Hypothesen durch Experimente und Kundengespräche.

#Phase 3

Inkubation

Die Unsicherheiten des Geschäftsmodells sind nun beseitigt. Jetzt geht es in die Inkubationsphase, in der die ursprüngliche Idee in ein marktfähiges Geschäftsmodell überführt wird. Dabei wird das erste MVP (Minimum Viable Product) erstellt. Die Inkubation erfolgt in der Regel in zwei Schritten:

 

  1. Business Blueprint: In den ersten 2-4 Wochen wird der Bauplan für die wichtigsten Bereiche des neuen Unternehmens erstellt. Der Umfang des MVPs wird festgelegt und das Operating Model für das neue Business entwickelt. Dafür werden sämtliche Ressourcen und Arbeitsprozesse, die für den Start notwendig sind, definiert.
  2. MVP: Nun wird die erste Version des Produkts oder des Services entwickelt, auf den Markt gebracht und verprobt. Wichtig dabei ist, Abstand von Perfektion zu nehmen, denn sowohl das Produkt als auch die Arbeitsschritte sind neu. Durch iteratives Testen kann das Produkt oder der Service durch das Feedback kontinuierlich optimiert werden. Beispielsweise kann ein zu hoher Fokus auf Details, die Arbeit stark verlangsamen und das Risiko des Scheiterns erhöhen. An dieser Stelle gilt also: Fokus auf Tempo und Fortschritt, die Perfektion kommt nach und nach. 

#Phase 4

Wachstum

Alles klar, der Fahrplan für das neue Geschäftsmodell steht und es ist bereits am Markt platziert. In der Wachstumsphase soll nun die Basis für ein nachhaltiges Wachstum des Geschäftsmodells geschaffen werden, indem Prozesse stabilisiert, das Produkt optimiert und Schritt für Schritt mehr Sichtbarkeit für das neue Geschäftsmodell geschaffen werden. 

Die zwei folgenden Schritte ermöglichen es, das junge Start-up in ein ausgereiftes Geschäft zu verwandeln:

 

  1. Stabilisierung: Kurz nach dem Start des MVP, werden die ersten Kunden auf Produktfehler stoßen. Und das ist gut so. Das Aufmerksam machen auf Fehler ist essentiell, um das Produkt optimieren zu können. Parallel dazu werden mit der Zeit Schwachstellen interner Prozesse offengelegt, die ebenfalls kontinuierlich verbessert werden sollten.
  2. Wachstum und Skalierung: Nun sollte der Fokus auf nachhaltiges Wachstum gelegt werden. Damit meinen wir, dass das aktuelle Einnahmemodell stetig angepasst werden sollte und darüber hinaus zu überlegen, welche weiteren Einnahmequellen mit dem Produkt ausgeschöpft werden können. Zudem kann eine Skalierung ins Ausland oder das Erschließen neuer Zielgruppen profitabel sein. Zusätzlich wird die vorhandene Kundenbasis stetig durch Marketingmaßnahmen erweitert.

Die Dauer dieser Phase ist unbegrenzt, denn hier wird die Optimierung und das Wachstum des Geschäftsmodells fokussiert, sowie Ausschau nach neuen potenziellen Innovationen gehalten.

Fazit: Was können wir Dir für Dein eigenes Venture Building Projekt noch mit auf den Weg geben?

Stell auf jeden Fall sicher, dass Du das ideale Team zusammengestellt hast, bevor Du in die erste Phase startest. Das bedeutet, dass dein Team ein breites, komplementäres Skillset besitzen sollte und jeder eine klar definierte Rolle einnimmt. Auch sollten sich alle Beteiligten auf ein starkes Commitment einigen, denn viel Zeit und Energie sind essenziell für den Aufbau eines neuen Corporate Ventures. Und dann kann es auch schon heißen: Ready, set, go!

Hast du noch Fragen oder Ideen zu dem Thema?